Schweinezucht und Biogasanlage in Nesse, ökologisch wirtschaftlich

Wir möchten hier unseren Familienbetrieb mit Ackerbau, Ferkelerzeugung und regenerativer Energieerzeugung vorstellen. Der Betrieb im Ortsteil Nesse wird in der zweiten Generation von der Familie Willms bewirtschaftet. Die Arbeiten auf dem Betrieb werden durch unsere Familie, das sind die Betriebsleiterin mit Ihren vier Kindern und den drei fest angestellten Mitarbeiter erledigt. Neben der Sauenhaltung mit Ferkelaufzucht, dem Ackerbaubetrieb und dem Anbau von Getreide und Raps betreiben wir noch eine NaWaRo-Biogasanlage und eine Windkraftanlage. Eine kleine Pferdezucht und die Hobby-Hundezucht runden unseren Betrieb ab.
Wie Ihr seht, arbeiten wir gerne mit Tieren und der Natur und versuchen, auch unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Energieerzeugung zu leisten. Die Windkraftanlage versorgt bei Wind das gesamte Betriebsgelände mit selbsterzeugtem Strom und die Biogasanlage die Stallungen und das Wohnhaus mit Wärme. Weitere Informationen zu den einzelnen Betriebszweigen könnt Ihr auf dieser Internetseite erhalten.
Schweinezuchtbetrieb Anke Heljen-Willms
Bereits in der zweiten Generation werden Schweine in unserem Betrieb gezüchtet. Da die landwirtschaftlichen Flächen gut für den Ackerbau geeignet sind, wurde die Schweinehaltung kontinuierlich ausgebaut.
Nachdem im Jahr 1991 mit dem Bau eines Sauenstalls für insgesamt 240 produktive Zuchtsauen in die Schweinehaltung eingestiegen wurde, hat der Betrieb stetig und konsequent auf Wachstum gesetzt. Mittlerweile befinden sich ca. 950 Zuchtsauen zur Ferkelproduktion im Bestand. Für de im Betrieb geborenen Ferkel wurde 2009 ein Ferkelaufzuchtstall mit insgesamt 4200 Ferkelaufzuchtplätzen gebaut.
Mittlerweile werden im Betrieb drei feste Mitarbeiter beschäftigt. Bei der Arbeit im Schweinestall wird sehr stark auf Teamarbeit gesetzt, da jeder Bereich wichtig für eine erfolgreiche Ferkelproduktion ist. Der Betrieb arbeitet im Wochenrhythmus, das bedeutet, dass jede Woche ein Teil der Sauen abferkelt, jede Woche eine Gruppe Sauen abgesetzt werden, also die Ferkel in den Ferkelaufzuchtstall gebracht werden und jede Woche eine Gruppe Sauen wieder belegt wird. Durchschnittlich werden jede Woche ca. 500-550 Ferkel in unserem Sauenstall geboren. Bis die Ferkel dann an die Mastbetriebe verkauft werden, bleiben sie noch ca. zwölf Wochen bei uns im Schweinestall. Die ersten vier Wochen werden sie dabei von der Sau gesäugt und anschließend in den Ferkelaufzuchtstall gebracht. Nach weiteren 7-8 Wochen im Aufzuchtstall werden die Ferkel mit ca. 28 kg in Gruppen von 300-500 Ferkel an den Mäster verkauft.
Bei der Fütterung der Sauen und Ferkel wird ein Futter aus mindestens 70-80 % Getreide plus Einweißfuttermittel und Mineralstoffe gesetzt. Die kleineren Ferkel bekommen noch Futter mit Milchanteilen und besonders aufgeschlossenem Getreide. Soweit möglich wird auf den Einsatz von Medikamenten verzichtet, wo möglich wird auch mit homöopathischen Mitteln gearbeitet. Die Sauen und teilweise auch die Ferkel werden gegen die wichtigsten Schweinekrankheiten geimpft. Diese Impfung schützt die Tiere im Betrieb weitestgehend vor Ausbrüchen ansteckender Schweinekrankheiten. Die Futtermittel werden derzeit ausschließlich von einem Lieferanten bezogen, der auch den größten Teil unseres eigenen Getreides ankauft. Wir haben uns für den Zukauf des Futters entschieden, weil im Betrieb insgesamt acht verschiedene Futtermittel gefüttert werden und bei allen Futtern auf eine optimale Zusammensetzung geachtet wird.

QS - Ihr Prüfsystem für Lebensmittel
Der Betrieb nimmt am QS-System (Qualität und Sicherheit) teil. Das bedeutet, dass der gesamte Produktionsprozess regelmäßig durch ein unabhängiges Institut hinsichtlich der Haltungsbedingungen und der Nachvollziehbarkeit der Produktion überprüft wird. Es dürfen nur Produkte bezogen werden, deren Lieferanten auch am QS System teilnehmen und sich ebenfalls diesen Kontrollen unterziehen. Das QS System soll eine vollständige Nachvollziehbarkeit der Produktion gewährleisten und sichert somit die hohe Qualität unserer vermarkteten Ferkel. Beim Einkauf von Lebensmitteln sind diese Produkte durch das QS Zeichen gekennzeichnet.
Die im Schweinebetrieb anfallende Gülle wird an unsere Biogasanlage abgegeben. Dort wird der organische Anteil der Gülle zur Biogasproduktion genutzt. Die enthaltenen Nährstoffe erhalten wir aus der Biogasanlage zurück und geben sie wieder an die Landwirtschaft ab, wo sie als wertvoller Dünger auf den Anbauflächen ausgebracht werden.
Biogasanlage
Baujahr
2006
Inputmenge
8.000 t/a (Gülle)
8.000 t/a (Maissilage)
800 t/a (Zuckerrüben)
600 t/a (Grassilage und/oder Getreide)
Invest
2 Millionen Euro
Prinzip einer Biogasanlage
Im Prinzip ist es eigentlich ganz einfach, wir mischen ein Teil Gülle mit zwei Teilen Mais in einem von der Luft abgeschlossenen Behälter, halten diesen schön warm und nach einiger Zeit fängt es an zu blubbern und wir fangen das entstehende Gas auf, um es für die Strom- und Wärmeerzeugung zu nutzen.
Ganz so einfach ist es jedoch nicht:In einer Biogasanlage erfolgt der mikrobielle Abbau ohne Sauerstoff des eingesetzten Substrats. Als Substrat wird der Rohstoff bezeichnet, der in einer Biogasanlage zur Erzeugung von Biogas genutzt wird. Dieses besteht meist aus gut abbaubarer Biomasse wie Gülle und Energiepflanzen. Die am häufigsten eingesetzten Energiepflanzen sind Mais- und Grassilage. Für unsere Biogasanlage mit einer Nennleistung von 500 KW elektrischer Leistung benötigen wir am Tag ca. 28 Tonnen Maissilage und ca. 20 Tonnen Gülle aus unseren Schweineställen.
Verschiedene Arten von Mikroorganismen nutzen die darin enthaltenen Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße als Nährstoff- und Energielieferanten und mehreren aufeinander folgenden Abbauprozessen. Anders als beim aeroben, also mit Sauerstoff stattfindenden Abbau (z.B. Kompostierung) können die Organismen bei der anaeroben Vergärung (ohne Sauerstoff) nur einen geringen Teil der enthaltenen Energie nutzen. Den unter Sauerstoffabschluss nicht nutzbaren Anteil der Energie aus dem Abbauprozess befindet sich dann später im „Abfallprodukt“ Methan. Neben dem Methan entsteht bei dem anaeroben Abbau noch Kohlendioxid. Da beide gasförmig sind, trennen sie sich vom Gärsubstrat ab, steigen im Gärbehälter auf und bilden die Hauptkomponenten des Biogases. Dieses wird in den Gärbehältern oberhalb der Flüssigkeit aufgefangen und in geeigneten Blockheizkraftwerken verbrannt.
Bevor es jedoch in den Blockheizkraftwerken genutzt wird, geht es noch durch unseren Gaswäscher, damit Reste von Schwefel und andere unerwünschte Nebenprodukte abgeschieden werden. Nach der Nutzung des Biogases wird das Abgas noch über den Katalysator des BHKWs geleitet, damit wir auch die höheren Umweltstandards beim zulässigen Schadstoffausstoß einhalten können.
Die bei der Verbrennung des zu ca. 52% aus Methan bestehenden Biogases entstehende Energie wird zu ca. 40% in elektrische Energie umgewandelt und in das öffentliche Netzt der EWE, unseres Energieversorgers eingespeist. Weitere 43% der Energie werden in Wärmeenergie umgewandelt. Davon brauchen wir etwas, um die Gärbehälter der Biogasanlage war zu halten. Den größten Teil dieser Wärme nutzen wir aber in unserem Sauen- und Ferkelstall, der sich direkt neben unserer Biogasanlage befindet. Dieser hatte uns ja bereits auch die Gülle für unseren Gärprozess geliefert.
Somit können wir mit Hilfe der auf unseren Flächen erzeugten Energiepflanzen und der im Schweinestall anfallen Gülle wiederum unseren Schweinstall warm halten und gleichzeitig noch ca. 4 Mio. Kwh Strom pro Jahr in das öffentliche Stromnetz einspeisen.
Die in den Energiepflanzen befindlichen Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P2O5) und Kalium (K2O) bleiben beim Abbauprozess erhalten und werden anschließend gelagert und später wieder auf unseren Feldern zur Düngung unserer Getreide- und Maisäcker genutzt. Als positiver Nebeneffekt sei noch erwähnt, dass die aus der Biogasanlage kommenden Gärreste nicht mehr so stark riechen, wie es die direkt aus den Stallungen kommende Gülle tut.

Biogasverwertung (z.B. Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeproduktion)
Biogas ist einer der erfolgreichsten erneuerbaren Energieträger. Rund 3.700 Anlagen produzieren heute Strom aus Biogas. Immer häufiger kommen bei der Vergärung auch nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz. So lassen sich aus dem Ertrag von einem Hektar Mais knapp 16 MWh Strom erzeugen - genug, um damit fünf Haushalte mit je ca. 2-3 Personen ein Jahr lang vollständig zu versorgen. Die Biogasanlage Nesse wurde 2006 durch Hans-Georg Willms gebaut und in Betrieb genommen. 2008 wurde die Anlage von seiner Tochter Anke Heljen-Willms übernommen. Die Gülle und die Energiepflanzen kommen aus unserem landwirtschaftlichen Betrieb. (Siehe auch Landwirtschaft und Schweinehaltung).
Ackerbau
Klima
Der Betrieb liegt im nördlichen Landkreis Aurich im Herzen Ostfrieslands. Die Ortschaft Nesse gehört zur Gemeinde Dornum. Die Durchschnittstemperatur beträgt im langjährigen Mittel 8,6 °C bei ca. 800 mm Niederschlag. Die Witterung ist wesentlich durch die direkte Nähe zur Nordsee bestimmt. Das bedeutet, dass die Winter im Schnitt etwas milder ausfallen und im Sommer selten besonders hohe Temperaturen erreicht werden. Wesentlicher Bestandteil unseres Wetters ist auch der Wind. Durch den regelmäßigen und frischen Wind haben wir häufig auch den schnellen Wechsel von Wetterlagen.
Böden
Die Böden der Gemarkung sind in zwei unterschiedliche Regionen zu teilen. Im nördlichen, direkt an die Küste angrenzenden Streifen von ca. 4-5 km zur Küstenlinie befinden sich die Marschflächen. Dies sind fruchtbare, aber zum Teil auch schwer zu bearbeitende Seemarschen. Sie eignen sich besonders zum Anbau von Wintergetreide und Winterraps.
Im südlicheren Teil grenzt daran die Geest. Die meist sandigen Standorte entstanden während der Eiszeit durch Ablagerungen aus den bis in diese Region reichenden Gletschern. Die Standorte eignen sich besonders zum Anbau von Silomais und anderen Sommerfrüchten.
Ackerbau
Zum Betrieb gehören 290 ha Acker- und ca. 60 ha Grünland. Auf den Betriebsflächen wird vorwiegend Wintergetreide und Winterraps angebaut. Weiterhin bildet der Anbau von Energiepflanzen wie Silomais einen weiteren Schwerpunkt.
Die Bewirtschaftung ist den jeweiligen Bodenverhältnissen und Strukturen angepasst. Es wird sowohl mit dem Pflug, wie auch pfluglos gearbeitet.
Karriere
In unserem Betrieb besteht keine Möglichkeit der Ausbildung zum Landwirten.
Gerne stellen wir aber Praktikumsplätze in den Bereichen der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht zur Verfügung.
Aktuelles
Umbau des Sauenbereichs
Um uns für die neue Gesetzeslage 2013 zu rüsten, werden verschieden Bereiche im Sauenbereich umgebaut, damit sich die Sauen zukünftig frei in kleinen Gruppen bewegen können.